Kottbusser Damm, ich liebe Dich

veröffentlicht in der Kidswear Berlin, 2010

Hier in Mahlsdorf trifft man keine Multikulti-Afrotürkin an, ganz zu schweigen mit Kopftuch. Kein Fair-Trade und keine Kunststudenten aus den stillen Tagen von Clichy (Paris), mit denen man am liebsten seine eigenen Kinder austauschen möchte. Darum und wirklich nur darum, verlasse ich heute heimlich meine Vorstadtidylle und fliehe in ein Berlin, indem noch alles möglich ist.
Mit wehenden Haaren und mit einem Hauch von Freiheit in der Nase umfahre ich das Ostkreuz. Ich düse mit der U8 durch das Kottbusser Tor und werde dort mit Gold überschüttet, wie eine Glücksmarie. Ich fahre hinein in mein Großstadtabenteuer. Noch vor 5 Jahren wollte hier keine Menschenseele, weder tot noch lebendig, über einem Zaun hängen. Nur unsere türkische Fangemeinde hatte schon lange vor der Wende, den richtigen Riecher. Avantgarde aus Istanbul.

Ich lasse die Ankerklause und den türkischen Markt, mit all seinen Ständen aus Tausendundeinemstoff hinter mir und steige an der U-Bahnhaltestelle Schönleinstrasse die Haben-Sie-Noch-Einen-Fahrschein-Übrig-Stiegen nach oben, vorbei an einem kleinen Kind, welches ein Paar leere Schuhe auf den Treppen entdeckt und staunend seinen Vater fragt, warum der Nikolaus nichts übrig hätte für die armen Bettler dieser Stadt.

kidswear schuhe

This entry was posted in Mode by .