Tinte dicker als Blut

Durch das Blut des leidenschaftlich pochenden Firmenherzens von Huss Multiglobal Business brodelt nachtschwarze Tinte, die während der Keimzeit des Konzerns gierig durch die Nabelschnur aus einer mit Wissen, Eingebung und Talent angereicherten Plazenta aufgesogen wurde. Seit ihrer Geburt ist die Firma in dunkle Tusche getaucht, die mit Feder und Fingerabdrücken ihre triefenden Spuren auf allen Untergründen hinterlässt. Gleichgültig, ob befleckt oder unbefleckt.

Mittels dieser tiefschwarzen Flüssigkeit werden zerbrochene Bierflaschen mit der spitzen Feder zusammengefügt und erfahren eine 3. Dimension durch frische, von Alkohol durchtränkte Blutlachen, in denen die Scherben am Ende einer purpurroten Rolltreppe ertrinken. Einer Treppe, die sich strikt weigert, die Ausgesetzten aus den modrigen Katakomben der Berliner U-Bahn in die Höhen eines warmen, von Licht durchfluteten bürgerlichen Lebens emporzuheben.

Ehemals wilde Kreaturen werden in Tierparks mit Fineliner 0,01 mm fellgenau nachgezeichnet. Schwarz-weiß auf hölzernem, vergilbtem Papier eines unbedruckten Blanko-Reclamheftes. Beispielsweise im Gehege des Frankfurter Zoos, in dem sich ein verängstigtes Nashorn zitternd hinter einer kalten, nackten Betonmauer versteckt. Auf der hoffnungslosen Flucht vor impotenten chinesischen Wilderern, die von einer niemals abklingenden Megaerektion träumen. Durch ein Potenzmittelchen ausgelöst, zusammengepanscht aus pulverisierten Hörnern dieser vor Urzeiten in einer sensiblen Welt beheimateten heilen Tiere. Unerschrocken zeichnet Huss die tiefe Trauer in die Augen dieser liebenswerten Wesen, die bekümmert auf den herrschenden Zynismus einer gewinnorientierten Gesellschaft schauen. Die grüngrauen, trüben Pigmente der Farbe von lederner Nashornhaut werden mittels Pinsel und heißer Tränen aufgetragen, die der Zeichnerin während ihrer Arbeit in stillen Bächen über das Gesicht rinnen.

Erholung von den Mühen der Gestaltung dieser schwerwiegenden Inhalte findet Huss, indem sie immer wieder mit Leichtigkeit windige und flatterhafte Mode zeichnet. Getragen von spindeldürren Supermodels auf meterhohen High Heels, die einer Vision von ewiger Schönheit in rasender Geschwindigkeit hinterherjagen. Scharfe, erotische Linien entstehen durch den heftigen Zusammenprall von Oberfläche und Tiefgang und verschwimmen in dem berauschend romantischen Licht eines komatös-glamourösen Traumgebildes.

Huss Multiglobal Business skizziert mit selbstsicherem Strich ein hyperrealistisches Panorama dieser obskuren Welt der Mode, die – in pastellfarbene nebulöse Gefühlswolken gehüllt – begehrenswerter erscheint.

 
 
 
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